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Sichergestellte Bestände

Die sichergestellten Bestände der Universitätsbibliothek Wrocław stammen aus drei Hauptquellen:
1) der ehemaligen Stadtbibliothek,
2) der ehemaligen Staats- und Universitätsbibliothek
3) sowie aus anderen nicht nur schlesischen Bibliotheken, die nach den Kriegswirren in Niederschlesien sichergestellt wurden.

Ursprünglich wurden nur die zuletzt genannten Sammlungen als „sichergestellte Bestände” manchmal auch als „deutsche Konzentration” bezeichnet. Gegenwärtig umfasst die Bezeichnung „sichergestellte Bestände” praktisch genommen alle ehemaligen deutschen Sammlungen aus dem 19. und Anfang 20. Jh., die nicht nur deutschsprachige Veröffentlichungen sondern auch klassische Texte sowie Publikationen in vielen anderen, auch außereuropäischen Sprachen enthalten.

Im Jahre 1939 war die Stadtbibliothek die größte wissenschaftliche Stadtbibliothek in Deutschland. Ihre Büchersammlung hat glücklicherweise den 2. Weltkrieg überstanden und heutzutage bereichert sie bedeutend die humanistische Büchersammlung der Universitätsbibliothek Wrocław. Unter den bearbeiteten Drucken ist das Schrifttum über Breslau und Schlesien sowie Bücher aus dem Bereich der historischen Wissenschaft, Sprachwissenschaft, Recht und Gesellschaftswissenschaften, der Theologie (eine zahlreiche Bibel-Sammlung), Philosophie, Pädagogik, Kunst samt der Musikalien und der Geschichte der Naturwissenschaften vertreten.
Besonders bemerkenswert sind die einst der Stadtbibliothek gemachten Schenkungen wie z. B. ca. 1000 Bände der Bibliothek von Ferdinand Lassalle oder die interessante Sammlung aus dem Bereich der Volkskunde, ein Geschenk der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde.

Während des 2. Weltkrieges erlitten die Büchersammlungen der ehemaligen Universitätsbibliothek eine bedeutende Zerstreuung und wurden zum großen Teil verbrannt. Dennoch befand sich unter den erhalten gebliebenen Drucken aus den Jahren 1801-1945 eine bedeutende Anzahl wertvoller Monographien u. a. über das Recht und die Religionswissenschaft sowie eine große Sammlung von Dissertationen aus verschiedenen europäischen Wissenschaftszentren (Deutschland, Schweiz, Frankreich, Holland, Schweden, Finnland) und aus den Vereinigten Staaten von Amerika.

Bücher aus der dritten Quelle, d. h. die in Niederschlesien nach den Kriegswirren sichergestellten Beständen, umfassen –außer deutschen auch englische und französische wissenschaftliche Texte (hauptsächlich aus dem Bereich der Geschichte, Literaturgeschichte und Kunstgeschichte) wie auch der schönen Literatur.

Von Anfang an musste die Universitätsbibliothek Wrocław parallel zu der Bearbeitung der Neuerwerbungen eine große Zahl Buecher aus dem deutschen Büchernachlass (über 1 500 000 Bände) von neuem katalogisieren. In erster Linie wurden wegen ihres besonderen wissenschaftlichen Wertes Werke der ehemaligen Universitätsbibliothek sowie ausgewählte Bücher aus den Sammlungen der sog. „Konzentration” aufgenommen.

Im Jahre 1971 wurde mit der Umkatalogisierung der ehemaligen Stadtbibliothek begonnen, deren Sammlungen von Anfang an anhand der vorkriegszeitlichen Kataloge und dem ursprünglichen Signaturenschema zugänglich war.
Für die bearbeiteten Bücher der sichergestellten Bestände wurde die Signaturenreihe von 1 000 001 bis 1 300 000 reserviert. Die bibliographischen Beschreibungen dieser Bücher sind lediglich im Zettelkatalog erfasst. Die schon bearbeiteten Materialien sind in den Lagerräumen in der Fryderyka Joliot-Curie 12 Str. (Bücher mit der Hinweisen zu den Handbibliotheken verschiedener Abteilungen) gelagert und nur in den Lesesälen zugänglich.

Unter den sichergestellten Beständen befinden sich auch Sondersammlungen (s. Sondersammlungen) und Zeitschriften (s. Zeitschriften). Aus der ehemaligen Stadtbibliothek überblieben 56 504 Bände von Zeitschriften dagegen aus der ehemaligen Universitätsbibliothek nur 15 000 Bände. Es sind komplette Breslauer Zeitschriften, schlesische Presse, Zeitschriften wissenschaftlicher Gesellschaften und eine reiche Sammlung bibliologischer Zeitschriften.

Die schon bearbeiteten sichergestellten Bestände bieten ein hervorragendes dokumentarisches Material über die kulturellen Errungenschaften und der Wissenschaftsentwicklung nicht nur der schlesischen Region und des vorkriegszeitlichen Deutschlands sondern auch ganz Europas und außereuropäischen Länder des 19. und Anfangs des 20. Jh. Von dem Wert dieser Werke zeugen die andauernd in der ganzen Welt erscheinenden Neuausgaben. Andererseits befinden sich unter den sichergestellten Beständen viele seltene Publikationen, die nirgendwo notiert sind. Die Nutzer in den Lesesälen der Universitätsbibliothek machen oft Gebrauch von den bearbeiteten sichergestellten Beständen. Auch bei der Bearbeitung der Rechercheaufträge bieten diese Bestände eine überaus wertvolle Hilfe.